Atlas der Automatisierung

Automatisierte Entscheidungen
und Teilhabe in Deutschland

Der Atlas der Automatisierung wird aktuell nicht mehr aktualisiert.
Die Daten sind daher nicht mehr auf dem neuesten Stand.

Software/Produkt

       

Zonar (Zalando)

Zonar ist eine Software, welche beim Internethandel-Unternehmen Zalando eingesetzt wird. Es soll Leistungsbewertungen von Mitarbeiter*innen auf Grundlage von Feedback von Kolleg*innen und Vorgesetzten, sowie Daten über ihre Tätigkeiten, zu treffen („360-Grad Feedback“).

Das Bewertungssystem gliedert sich im Wesentlichen in zwei Formate einer ständig einforderbaren Echtzeitbewertung („In the moment“) und einer periodischen Mitarbeiterbeurteilung („Deep Dive“)  (Staab/Geschke 2019 S.17f.).

Ziel der Mitarbeiterbeurteilung ist die Klassifizierung der Mitarbeiter*innen in drei Gruppen : Low-Performer, Good-Performer & Top-Performer (Staab/Geschke 2019  S.20) und die Überprüfung der „Promotion-Readiness“(Reife zur Beförderung) von einzelnen Personen. Der Beurteilungsprozess ist dabei kein rein automatischer Ablauf. Vorgesetzte treffen etwa in der ersten Phase des Prozesses Entscheidungen darüber, welche Feedbacks und Datenquellen in die Beurteilung mit einfließen(Staab/Geschke 2019 S.19). Bei Grenzfällen entscheidet ein Gremium („People Review Comitee“) aus Spezialist*innen, in welche Gruppe die Mitarbeiter*in zugeordnet werden soll.( Staab/Geschke 2019 S.20)

Zonar dient einer umfassenden Standardisierung von Feedbackprozessen, um Vergleichbarkeit zwischen Leistungsprofilen zu ermöglichen. Die Leistungsprofile spielen bei Zalando im Zug von Beförderungen und Lohnverhandlungen immer wieder eine Rolle(Staab/Geschke 2019 S. 31). Zonar entwickelt sich damit zu einem allgegenwärtigen Kontrollinstrument, in welchem die Kolleg*innen zu gegenseitigen Aufseher*innen über die Arbeitsleistung werden. Durch die Einteilung der Arbeitsleistung in bestimmte Kategorien erzeugt Zonar neue Hierarchien, die vorher keinen Bestand hatten (Staab/Geschke 2019 S.56). Ebenfalls als negativ wird die veränderte Stimmung im Betriebsklima bewertete, welche sich in psychologischen Belastungen wie Stress auswirkt (Staab/Geschke 2019 S.33).

Die Autoren der hier zitierten Studie der Hans-Böckler-Stiftung fassen die Folgen der gegenseitigen Arbeits- und Leistungskontrolle wie folgt zusammen: „Verschärfte Kontrolle und Konkurrenz innerhalb der Belegschaft schaden dem Betriebsklima; technologische Intransparenz wird zur Legitimierung betrieblicher Ungleichheit eingesetzt; und Legalitätsfragen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, bleiben ungeklärt.“( Staab/Geschke 2019)

Externe Links

Studie "Ratings als arbeitspolitisches Konfliktfeld - Das Beispiel Zalando" (pdf)